Für Lea Ceramiche ist Kreativität das tägliche Instrument, welches neue Wege zur Fertigung des Feinsteinzeugs eröffnet. Aus dieser Prämisse entstand die neue Zusammenarbeit mit Philippe Nigro, französischer Designer, der seine Tätigkeit zwischen dem Heimatland und Italien ausübt. Und gerade aus dieser Verbindung der beiden Kulturen entsteht der Prozess an Forschung und Experimenten, die seiner Arbeit Charakter und Inspiration verleihen.
Lesen Sie sein Interview zum Projekt Filigrane für Lea Ceramiche:
Das Wort Filigrane erinnert an die feinen Goldschmiedearbeiten und an die komplexen Wasserzeichenbilder, die früher für Papier verwendet wurden und die heute noch bei Geldscheinen eingesetzt werden, um die Echtheit zu gewährleisten und Fälschungen zu verhindern. Welcher Zusammenhang besteht diesbezüglich zu deinem Projekt?
Ich wollte über das Konzept der Imitation hinausgehen und versuchen, ihm eine ganz andere Definition zu geben. Deshalb habe ich mich entschlossen, ganz bewusst mit der Konnotation des Unechten zu spielen und diese vom negativen Urteil zu befreien. Es ist kein unechtes Material, es ist viel mehr als das. Es bietet sowohl den Aspekt der geometrischen als auch der natürlichen Textur. Und dies ist möglich weil es sich um Keramik und nicht um Naturstein handelt. Die technische Performance des „unechten“ Materials – wie die großen Dimensionen, die Festigkeit, das Gewicht, die Mindeststärke – ist mit echtem Marmor unmöglich zu erreichen und rechtfertigt die Schaffung eines echten neuen Materials.
In der Kunst wird seit jeher das Zusammenspiel von natürlichen und künstlichen Stoffen, sowie auch zwischen Imitation, Doppel, Original und Kopie eingesetzt. Diese Themen haben auch die Geschichte des Design beeinflusst. Haben Sie diesen Ansatz bei Ihrer Arbeit berücksichtigt?
Ich habe die Geschichte zurückverfolgt und habe die Mimesis, die Kunst der Nachahmung, untersucht, sowie auch die Vorgehensweise in der Renaissance oder im 19. Jahrhundert mit den Trompe-l’oeil und dann bis zu den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, wo gemalte Marmorimitationen für die Dekoration von Fluren und Treppenaufgängen verwendet wurden. Ich wollte das Konzept der Illusion bis an die äußerste Grenze seiner Möglichkeit erweitern. Und Fragen rund um ein wunderbares Material provozieren. Ich habe dabei viel Spaß gehabt. Die Interpretation überlasse ich der Sensibilität eines jeden Einzelnen.
Haben Sie diesen Gegensatz trotzdem in die Installation mit eingebunden? Ist das eine Provokation? Oder ein Weg um das Verständnis für Filigrane in eine bestimmte Richtung zu lenken?
Die Idee für die Installation schließt den Kreis des gesamten Themas des echten und unechten Marmors auf eine etwas ironische Art und Weise. Die unechten Steine sind anders, aber innovativ. Sie tauchen zwischen den Schutzrahmen aus Holz und dem Packpapier des Marmors auf, wie Blöcke und Platten in einem Steinbruch oder in einem Lager. Während aber Marmorblöcke und -platten darauf warten, verarbeitet zu werden, wartet Filigrane darauf, dass seine authentische Natur entdeckt wird.